Mittwoch, 27. April 2011

The Golden Table 2

"Fühlst du, wie sich das Seil sanft in dein Fleisch schneidet? Sanft und doch schmerzhaft. Süßer Schmerz. Wie fühlt es sich an?"
"Leck mich, Schlampe."
Dean war an einen unangenehm harten Metallstuhl gefesselt, der sich im Hinterzimmer vom "The Golden Table" befand. Der Anblick des Wesens, das vor ihm in einem Frauenkörper von düsterer Schönheit auf und ab ging, wirkte durch das rötliche Licht noch skurriler. Der Körper, mit dem das Wesen sich schmückte besaß wunderschöne weibliche Rundungen, die selbst durch das unbekannte Böse, was sich hinter ihrem Antlitz befand, nichts von ihrer verführerischen Ausstrahlung verloren. Eher schien diese Ausstrahlung durch die Seelenlosigkeit, die sich unter der Haut befand, noch zuzunehmen. Sie war 1,70, hatte große, schön geformte Brüste, recht kräftige Beine und Feuerrotes gewelltes Haar, das ihr bis knapp über die Schultern reichte. Das Grün ihrer iris erinnerte an die Farbe von Katzenaugen. Ihre Lippen waren voll und zartrosa.
"Mit der Zeit wirst du Gefallen daran finden." Sie setzte ein irres Lächeln auf.
"Leck mich, Schlampe."
"Es muss furchtbar anstrengend sein, sein verletzliches Wesen hinter Beleidigungen zu verstecken. Entspann dich, hier kannst du sein, wer du bist. Du musst sogar."
"Ich soll mich entspannen? Okay. Leg mir die Fesseln ab. Whiskey wär auch nicht schlecht."
"Warum trinkst du so viel, Dean? Was musst du betäuben?"
"Dass die Welt von elenden Dämonen wie dir bevölkert ist. Verdammtes Dreckstück."
"Du hältst mich für einen Dämon?" Sie lachte schallend.
"Ist mir egal, was du bist."
"Es bringt dir nichts, darüber zu grübeln, was du tun kannst, damit ich verschwinde."
"Verschwinden? Oder sterben?"
"Oh, Dean. Ich kann nicht sterben."
"Verrats mir."
"Lass dich fallen."
"Geht nicht. Bin gefesselt."
"Du verschwendest Zeit."
"Du verschwendest meine Zeit."
"Gibt es Zeit überhaupt? Jetzt? Hier?"
"Sie vergeht jedenfalls ziemlich langsam. Mir sind schon unterhaltsamere Dämonen - oder was auch immer du bist - begegnet."
"Ich bin nichts, Dean. Ich bin ein Teil von dir, ich bin ein Teil von jedem."
"Was hast du mit Sam gemacht?"
"Er wird uns nicht stören."
Deans Muskeln spannten sich an und drückten gegen die Fesseln. Das Seil wand sich in den Wunden und Blut lief an seinen Armen entlang.
"Was hast du mit ihm gemacht? Wo ist er?" Er sprach so laut und unkontrolliert, dass Speichel entwich.
"Er macht eine kleine Zeitreise. Er wird sicher sehr verwirrt sein."
"Zeitreise? Willst du mich verarschen?"
"Würde ich nie, Dean."
Plötzlich klingelte ein Handy. Es war Deans.
"Das ist Sam! Lass mich mit Sam sprechen!"
"Bitte, viel Glück." Sie nahm das Gespräch entgegen und klemmte Dean das Handy zwischen Ohr und Schulter.
"Sammy? Alles okay? Wo bist du?"
Von der anderen Seite kam nur Rauschen.
"Sam! Hörst du mich? Sag was!"
Er sagte nichts. Das Gespräch brach ab.
"Was hat das zu bedeuten?" Dean war außer sich, das Blut begann dort, wo das Seil ihm ins Fleisch schnitt, wieder zu fließen, weil sein Körper so sehr verkrampfte.
"Ich sagte dir doch, er macht eine Zeitreise. Er ist nicht wirklich hier. Ihr könnt nicht miteinander sprechen. Unmöglich."
"Wie weit hast du ihn zurückgeschickt?"
"Nur ein paar Tage. Ich wollte nicht riskieren, dass er hier auftaucht. So sind wir sicher. Du bist sicher."
"Ich bin sicher? Tz."
"Du wirst noch verstehen."
"Dein selbstgefälliges Gerede macht einen unheimlich hungrig."
"Was, willst du mir etwa zu verstehen geben, ich würde mich nicht gut um dich kümmern?"
"Möglicherweise."
"Ich will doch nur dein Bestes, Kleiner." Sie zwinkerte ihm geheimnisvoll zu und verließ den Raum.

Montag, 25. April 2011

The Golden Table

Kapitel 1
 (Nicht überarbeitete Version)
Supernatural Fanfiction

Traumbilder flimmerten vor Sams innerem Auge: Bläuliches Licht, eine Lagerhalle, die Augen einer Frau, so nah, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Dann nur noch weißes Licht und Regengeräusche. Der Traum war vorbei, Sam wurde wach. Noch bevor er blinzelte, merkte er, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Gefühl der Sicherheit, das Zimmerwände ausstrahlten, auch wenn man sie nicht wahrnahm, war nicht da. Stattdessen fühlte Sam sich ausgeliefert, wie die angeschlagene Beute eines wilden Tieres. Jetzt blinzelte er. Kein Motelzimmer. Nur harte, sandige Hügel. Es war keine Wüste, eher eine vertrocknete Waldlandschaft. Er stand auf, sah sich um, soweit er konnte. Nichts. Zu einer Seite tiefster Tannenwald und zur anderen Berglandschaft. Der Impala war ebensowenig hier. Ebensowenig wie Dean!
"Was zur Hölle."
Sam schaltete sein Handy ein. Kein Empfang.
"War ja klar ..."
Er versuchte, sich zu erinnern, was passiert war, wo er gewesen war, aber alles war verschwommen. Nur die Fetzen des Traums, den er soeben hatte, waren greifbar. Die Augen der Frau. Große, schwarze Pupillen umgeben von einem stechenden Smaragdgrün. Umso mehr er sich auf diese Augen konzentrierte, auf die Lagerhalle und das blaue Licht, desto realer schienen ihm all diese Dinge zu sein. Viel realer als die sandigen Hügel um ihn, viel näher als der Nadelwald und die Berge am Horizont.

Er entschied sich, durch den Wald zu gehen. Die Berge waren keine Option. Nur punktuell bahnte sich das Nachmittagslicht der Sommersonne einen Weg durch die dichten Bäume. Diesen Ort kannte er nicht, da war Sam sich sicher. Egal, wie er sich auch anstrengte, kein einziger Fleck dort rief Erinnerungen in ihm wach. Kein Déjà-vu. Nichts. Als würde er durch eine leblose Traumlandschaft wandeln, in der Hoffnung, aufzuwachen. Die Bäume und Büsche standen dicht an dicht, manchmal hielt er inne, horchte auf Geräusche, die auf Zivilisation hindeuten könnten, aber es war wie die Suche nach dem Ende des Universums. Keine menschlichen Stimmen, keine Autos, keine Straße. Bis jetzt war er nicht einmal auf einen steinigen Gehweg gestoßen. Nachdem er eine Stunde in die gleiche Richtung gelaufen war, warf er erneut einen Blick auf sein Handy. Es hatte Empfang! Wenn auch nur einen Balken. Zittrig durch den flüchtigen Hoffnungsschimmer wählte er die Nummer von Dean. Es klingelte. Am anderen Ende der Leitung hob jemand ab, sagte aber nichts.
"Dean?"
Knistern.
"Dean?! Kannst du mich hören?"
Das Knistern wurde lauter.
"Ich hab keine verfluchte Ahnung wo ich bin! Hier ist ein Wald, Berge. Dean?"
Stille.
"Verdammt!"
Das Gespräch brach ab, das Netz war wieder zusammengebrochen. Resigniert schaltete Sam das Telefon aus, um den Akku zu schonen und steckte es zurück in die Jackentasche. Langsam verspürte er Durst und auch ein wenig Hunger, letzteres war leicht zu ignorieren aber in Anbetracht seiner Situation bereitete es ihm Sorgen, dass er nichts Trinkbares dabei hatte. Er durchsuchte Jacken- und Hosentaschen gründlich und fand einen alten Schokoriegel, 92 cents und eine Imbissquittung. "The Golden Table."
"The Golden Table?" Stutzig musterte Sam die Quittung. Der Name sagte ihm nichts. Die Menge der Biere und der Burger, die bestellt wurden, deuteten aber darauf hin, dass er nicht alleine dort gewesen war. Dean musste ihn begleitet haben. Die Rechnung wurde am 1. Juni um 19:58 ausgestellt. Er schaltete das Handy ein und sah in den Kalender. Heute war der 29. Mai.